Region
Das östlichste Bundesland der Alpenrepublik hat von der „Wende“ in den früheren Ostblockstaaten, von der Öffnung der Jahrzehnte „toten“ Grenze und auch vom EU-Beitritt Österreichs am meisten profitiert. Seit 1989 stieg die Zahl der Beschäftigten hier um 19,1 %, österreichweit nur um 8,6%.
Auch beim jährlichen Wachstum lag das Burgenland mit 3,7% klar über dem Bundesschnitt von 2,8 %. Ein solcher Aufwärtstrend gilt auch für die benachbarten Komitate in Ungarn und wird sich mit Ungarns EU-Beitritt nun noch deutlicher abzeichnen. Diese Entwicklung gilt nicht nur für die Wirtschaftsdaten.
In dieser Phase der politischen, geographischen und kulturellen Neuorientierung wird auch ein Zuwachs an qualitätvollen Neubauten sichtbar. 1993 konnte die vom damals gegründeten Architektur Raumburgenland organisierte Ausstellung „Positionen“ gerade achtzehn Bauten als aktuelle „Beiträge zur Modernen Architektur“ vorweisen. Inzwischen sind aber weit über hundert Gebäude entstanden, die nicht nur den 1993 angelegten Maßstäben entsprechen, sondern darüber hinaus neue, weiterreichende Markierungen setzen.
Wie sehr diese Steigerung in allgemeine Veränderungen eingebettet ist, wurde schon angedeutet. Allein der Vergleich der 1989 unter dem Titel „Standort Burgenland“ erstellten Szenarien – die Problematik der Peripherie, der Mangel an Arbeitsplätzen, an innovativen Betriebsgründungen, an Rezepten gegen die Pendlerwanderungen, die Suche nach Identität, nach künftiger Konkurrenzfähigkeit „in Nischen“ – allein der Vergleich der damals diskutierten Zahlen und Stimmungen mit den unter dem Titel „EuRegio West⁄ Nyugat Pannónia“ im Jahr 2003 publizierten Bilanzen und Projekten illustriert den Umbruch: von einer isolierten Problemzone zu einer grenzübergreifenden Region mit Zukunft; aus einer stagnierenden Randlage in die Mitte eines sich neu konstituierenden, europäischen Zentralraums.
Text: Auszug aus Neue Architektur in Burgenland und Westungarn, Otto Kapfinger, Verlag Anton Pustet, 2004