Wolfgang Kaitna (1947-2025)
NACHRUFWolfgang Kaitna
01.10.1947 - 17.9.2025
Der Architektur Raumburgenland trauert um Wolfgang Kaitna.
Wolfgang Kaitna, Architekt der Büropartnerschaft KAITNA SMETANA, ist im Alter von 77 Jahren verstorben. Eine Persönlichkeit, die sich der Dorferneuerung im Nordburgenland seit dem Studium verschrieb, wird fehlen. Durch sein Engagement in der Ortsplanung und Dorfentwicklung über 50 Jahre hinweg hinterlässt er merkbare Spuren im Burgenland.
Wolfgang Kaitna, Sohn von Walter Kaitna, Chefingenieur und langjähriger Technischer Direktor in der Bau- und Baustoffindustrie, studierte Architektur an der Technischen Universität Wien. Zunächst als Mitarbeiter an verschiedenen Instituten, später als Assistent und Universitätslektor tätig, unterrichtete er später namhafte Architekt:innen.
Im Rahmen einer Entwurfsübung in Mörbisch am See, die die Auseinandersetzung mit den burgenländischen Dorfstrukturen zum Ziel hatte, wurde 1973 das Projekt der Ortskernrevitalisierung in Mörbisch geboren, im Zuge dessen die Partnerschaft mit Rüdiger Reichel und Kurt Smetana begann. Zahlreiche Streckhöfe in den Hofgassen im Zentrum Mörbischs konnten mit der Unterstützung von Gemeinde, Land und Bundesdenkmalamt saniert und zeitgemäß infrastrukturell ausgestattet werden.
Zum Einen profitierten dadurch die Bewohner:innen der Hofgassengebäude sowie bis heute das Ortsbild der Gemeinde, zum anderen war die „Dorferneuerung“ geboren. Durch eine Vielzahl an Interventionen und Maßnahmen, die bauplatzüberreifend gedacht und umgesetzt wurden, wurde versucht die damalige stark begonnene Außenentwicklung der Siedlungskörper und das Ortskernsterben zu unterbinden.
Mit Fassadenaktionen über Dorfgestaltungskonzepte bis hin zu Flächenwidmungsplanungen wurde nicht nur Bewusstsein in der lokalen Bevölkerung geschaffen, sondern Dorfentwicklungen und Ortskernstärkung nachhaltig gefördert.
In Partnerschaft mit Rüdiger Reichel und Kurt Smetana entstand 1980 in Donnerskirchen der erste Bebauungsplan im Burgenland.
Wichtige Dorferneuerungsprojekte waren u.a. die Fassadenaktion Scheunenreihe und Stadtmauer Purbach, die Sanierung und Renaturierung des Bereichs der Kellergasse, wo Wolfgang Kaitna federführend war. Ebenso das zum Teil umgesetzte Verdichtungskonzept
der Streckhöfe in Purbach im Ortszentrum.
Weitere Dorferneuerungsprojekte, Flächenwidmungs- und Bebauungspläne folgten mit der Bürogemeinschaft in Purbach, Neudörfl, Hornstein, Litzelsdorf, Stadtschlaining, Mischendorf, Parndorf, Draßmarkt, Müllendorf, Eisenstadt, Neckenmarkt, Haschendorf, Sieggraben und Pöttelsdorf sowie in Weingraben. 1999 trennte sich die Bürogemeinschaft von Rüdiger Reichel, Wolfgang Kaitna setzte die Arbeit mit Kurt Smetana bis zuletzt fort.
Ab 2001 war Wolfgang Kaitna Bausachverständiger in der Gemeinde Purbach, wo er bis zuletzt tätig war und das gegenwärtige Baugeschehen deutlich beeinflussen konnte – was im Vergleich zu anderen Siedlungsentwicklungen burgenländischer Dörfer merklich wird:
Siedlungserweiterungen entstanden mit einem homogenen Ortsbild, gestalten sich kompakt und bilden klare Abschlüsse zur umliegenden Landschaft.
10 Mal erhielten Gemeinden bzw. Auftraggeber:innen zu den von Wolfgang Kaitna und Kurt Smetana entworfenen Projekten den Dorferneuerungspreis des Landes Burgenland u.a. 2000 für das Fernwärmeheizwerk in Draßmarkt und für das Dorferneuerungskonzept in Stadtschlaining, 2003 für das Gemeindezentrum in Weingraben, 2005 für die Revitalisierung der Weinakademie in Rust, 2007 für die Restaurierung und Revitalisierung des Gasthauses „Gut Purbach“ und den Neubau des Kindergartens Sieggraben, 2019 für den Umbau des
Gemeindeamts in Pöttelsdorf.
Bis zuletzt war Wolfgang Kaitna als Architekt tätig, sanierte bis vor Kurzem für Max Stiegl, für den er 2007 das renommierte „Gut Purbach“ plante, einen historischen Hof im Zentrum von Purbach, und betreute eine Revitalisierung und Sanierung eines Streckhofes in Neusiedl am See. Federführend war Wolfgang Kaitna in der Gestaltung der Projekte in Purbach.
In Donnerskirchen war Wolfgang Kaitna federführend beim Umbau des Martinschlössels 1986, beim Umbau des Gemeindeamtes 1985 und beim Clubhaus und Wirtschaftsgebäude des Golfclubs 1986.
2002 sanierte und adaptierte Wolfgang Kaitna für die Stiftung Esterhazy die Orangerie und das ehemalige Maschinenhaus im Schlosspark sowie die Gloriette in Eisenstadt. Neben denkmalgeschützten Projekten, Sanierungs- und Revitalisierungsprojekten sowie Zu- und Umbauten realisierte er zahlreiche Einfamilienhäuser, Platzgestaltungen sowie Bauten im öffentlichen Sektor, wie zum Beispiel die Weinakademie Rust und das Gemeindezentrum Mischendorf, aber auch z. B. ein neues Einkaufszentrum bei Oberpullendorf.
Zu einem seiner bedeutendsten Projekte außerhalb des Burgenlands zählt wohl das Tagungszentrum Schönbrunn in 1130 Wien mit der Revitalisierung des Apothekertraktes in Kooperation mit Architekt Ferry Pohl. Neben Wohnbauten in Wien wie z.B. in der Barawitzkagasse im 19. Wiener Gemeindebezirk existieren zahlreiche Projekte und Wettbewerbsentwürfe in Niederösterreich, wie z.B. der Neubau der Firma Sylab in Purkersdorf in Niederösterreich.
Die Architektursprache zeugt von regionalistischen Strömungen, die ein kontinuierliches Weiterschreiben der gewachsenen Ortsbilder versuchte – entgegen der zur Zeit vorherrschenden starken Brüche modernistischer Architekturen – bis hin zu postmodernen
Tendenzen, die in Formen- und Stilfragen kontextuelle Analogien herstellten.
Mit der Büropartnerschaft publizierte er zahlreiche Bücher zu den Themen der Ortsbildpflege und Dorferneuerung.
1993 war Wolfgang Kaitna maßgeblich an der Gründung des Architektur Raumburgenlands beteiligt, mit dem Ziel, eine nachhaltige Baukultur- und Architekturvermittlung zu etablieren.
Mit Wolfang Kaitna ist nun wohl einer der wichtigsten Architekten der Dorferneuerung und ein bedeutsamer Bewahrer und Weiterentwickler der burgenländischen Ortsbilder verstorben.
