Stinform | Galanta (SK)
PublikationSTINFORM. So heißt ein neues, sehr ambitioniertes Programm des ARB, das im Sommer 2017 als vage Idee begann und in den nächsten Jahren die Vermittlungs- und Forschungsarbeit des ARB mitbestimmen wird. Die Abkürzung STINFORM bedeutet small towns in the former habsburgian monarchy. Da das Burgenland selbst keine großstädtischen Zentren hat - die Landeshauptstadt Eisenstadt hat ja nur knapp 15.000 Einwohner - wird der ARB Kleinstädte bis etwa 20.000 Einwohner aufsuchen und Filmessays über diese Städte drehen. Die ausgewählten mitteleuropäischen Städte befinden sich allesamt in unserer Nachbarschaft. Alle ausgewählten Kleinstädte waren zudem ehemals in der habsburgischen Monarchie, in einem großen gemeinsamen Staat vereint. Am Ende des Projekts STINFORM wird es also eine Kassette mit 11 verschiedenen Filmessays über 11 verschiedene Kleinstädte in den 11 Nachfolgestaaten der Habsburger- Monarchie geben, ein Art subjektives Zeitdokument über das Leben in kleinen Städten in den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts.
Die Idee, dem Leben der Kleinstädte in der Form von Filmessays nachzuspüren, hat mit den sich verändernden Rezeptionsebenen für jede Form von Kulturvermittlung zu tun: Die Aufmerksamkeitsspannen sinken, neue Medien erobern die Wissen,- Informationsund Unterhaltungswelt vor allem der Jugend im Sturm. Darum wird auch der ARB seine Vermittlungsarbeit über Themen ortsbezogener, zeitgenössischer Architektur in Zukunft vermehrt auf Plattformen wie Youtube oder Instagram verlegen.
Galanta ist eine Kleinstadt in der Westslowakei, ein Verwaltungssitz mit 15.029 Einwohnern, etwa 50 Kilometer östlich der Hauptstadt Bratislava, im Donautiefland gelegen. Heute leben etwa 60 % Slowaken und 37 % Ungarn mit überwiegend römisch-katholischer Konfession in der Stadt. Im Jahr 1910 jedoch sprachen 90 % der Einwohner ungarisch, nur etwa 6 % slowakisch und 3, 5 % deutsch. 32,4 % der Einwohner waren jedoch Juden. Seit dem Jahr 1729 ist eine jüdische Gemeinde in Galanta dokumentiert. Im Mai 1944 wurden die Galanter Juden – mehr als 1400 Personen – in der Ziegelfabrik Kurzweil in Neuhäusel konzentriert und dann durch die deutschen Besatzer deportiert. Im Jahr 1947 kamen nur mehr 272 Juden nach Galanta zurück. Von 1128 Menschen fehlt seitdem jede Spur.
Die erste urkundliche Erwähnung von Galanta stammt aus einem ungarischen Dokument des Jahres 1237. Vom Ende des 10. Jahrhunderts bis zum Jahr 1918 gehörte Galanta zum Königreich Ungarn. Das Städtchen Galanta teilt sich den Namen mit einem Geschlecht, das einen Augenblick lang die Geschichte der Weltmusik prägte. Es sind die Esterhazy de Galantha, welche einmal Joseph Haydn zu ihrem Hofkapellmeister machten und dadurch unsterblich wurden. (Text: Klaus-Jürgen Bauer)
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