Mein Haus in Lajtakatta - Carl Pruscha Architect
Aus der Reihe Künstlerhäuser
PublikationAls gebaute Manifeste oder persönliche Visitenkarten werden solche Häuser beschrieben, die Künstler für sich selbst gebaut oder umgebaut haben. Es sind Spiegel einer besonderen Aura. Diese besonderen Häuser sind gekennzeichnet durch ein radikales nach Vornetreiben gestalterischer Angelegenheiten, abseits von geltenden Normen und Konventionen. Wenn wir den Alten folgen wollten und ein längst vergessenes Diktum von der Architektur als Mutter aller Künste zur Anwendung bringen, dann sind als Hervorbringer von Künstlerhäusern alle bildenden Kräfte gemeint: Maler, Bildhauer, Architekten. Eines der ersten Künstlerhäuser, das wir kennen, und das bis heute unsere Phantasie anregt, ist das sogenannte Haus des Raffael in Rom. Raffael steht an der Schwelle der Zeit um 1500, eine Zeit, in der Künstler als Typus erfunden wurden. Raffael ist gleichzeitig Bildhauer, Maler, Architekt. Er genoss bereits zu Lebzeiten das Privileg, nur unter seinem Vornamen bekannt zu sein. Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein galt er als der größte Maler aller Zeiten. Sein Haus, das sich stark an der antiken Baukunst orientierte, wurde von Bramante für einen päpstlichen Notar gebaut und wurde zur Mustervorlage vieler Paläste des 16. Jahrhunderts. Im Jahr 1517 erwarb Raffael das Haus und gestaltete es nach seinen Vorstellungen um: das Künstlerhaus, ein neuer Topos, entstand.
KURZFILM DAZU ...
Carl Pruschas Haus in Lejtakatta wurde zwar erst 237 Jahre nach dem Haus von Raffael errichtet, nämlich im Jahr 1754, jedoch im gleichen Geist, der von Raffael, Bramante, Michelangelo, später auch von Palladio erfunden, festgeschrieben, kanonisiert und idealisiert wurde. Carl Pruscha übernahm weitere 222 Jahre später dieses Haus und gestaltete es nach seinem Willen um, mit teilweise unorthodoxen und teilweise ewigen Werten der Raumkunst. Als vor etwa zwei Jahren die Idee aufkam, das ausgerechnet im Burgenland Künstlerhäuser faszinierende und dichte Topoi darstellen, war mir klar: Das erste Haus dieser Reihe muss Carl Pruschas Haus in Lejtakatta sein, ein exemplarisches, dichtes, von Kunst durchdrungenes Objekt mit Ewigkeitswert. Wie Raffael in seiner Zeit steht Carl Pruscha – der Pruscha - synonym genau für diese seltenen Qualitäten, die in der Lage sind, ein echtes Künstlerhaus zu generieren, erratisch, einsam und funkelnd wie ein Edelstein. (Text: Klaus-Jürgen Bauer)
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