WOHNEN AM LAND
JAHRESSCHWERPUNKT 2024Jahresschwerpunkt 2024
„Wohnen am Land“
Nachdem Grundstückkauf und Hausbau teuer ist, klima- und ressourcenschonende Bauweisen an Bedeutung gewinnen und der demographische Wandel spürbar ist, sind zeitgemäße Wohnformen am Land gefragt.
Urbanisierungsprozesse im ländlichen Raum sind ablesbar und die Innenentwicklung der Dörfer steht bevor. Zuzug führt zu stark wachsenden Ballungsräumen, die in ihrer dynamischen Entwicklung manche Wohnqualitäten vermissen lassen. Abwanderung durch die junge Generation und sinkende Geburtenrate in peripheren Gebieten führen zu einer Überalterung in den Dörfern und zu einer unsicheren Zukunft.
Wer kein eigenes Grundstück geerbt hat, kann sich heute kein eigenes Haus leisten. Unbebautes Bauland wäre vorhanden, jedoch oft nicht verfügbar oder zu hochpreisig. Viele Vorschriften und Anforderungen an Bauweisen erhöhen die Komplexität des Bauens und machen den Hausbau zusätzlich teuer. Förderungen und Baugesetze sind auf den Neubau ausgerichtet, was die Sanierung von den vielen leerstehenden Bestandshäusern unattraktiv macht.
Der Großteil der älteren Generation wohnt in eigenen Haushalten, oft geschieden oder verwitwet – alleine in großen Häusern mit großen Gärten, deren Pflege zu einer Belastung wird. Umzug oder altersgerechter Umbau ist schwer umzusetzen, nicht nur aufgrund fehlender Kreditwürdigkeit im Alter. Vereinzelte Häuser in Ortsrandlagen, weit entfernt vom Zentrum führen zur Vereinsamung und mit einer alternden Gesellschaft zu einer großen Herausforderung für die Betreuung im Alter.
„Wohnen am Land“ wird oft mit der Wohnform des freistehenden Einfamilienhauses in Verbindung gebracht, obwohl sie erst seit einer Generation gebräuchlich ist. Sie benötigt viel Bauland und Straßen, verbraucht viel Baumaterial und Heizenergie, erzeugt viel Verkehr, der wiederum Gewerbestrukturen außerhalb der Ortschaften, die Zersiedelung und lange Alltagswege befördert. Die Ortskerne sterben aus, die Abwanderung wird dadurch langfristig verstärkt.
Die ursprünglichen Dorfstrukturen hingegen zeigen eine flächeneffiziente und eine auf Nachbarschaft ausgelegte Bebauung vor. Häuser für mehrere Parteien sparen durch ihre kompakte und konzentrierte Bauform Fläche, Baumaterial und Heizenergie, was insgesamt zu einer günstigeren Bauweise für den Einzelnen führt. Der mehrgeschoßige Wohnbau allerdings, der voluminös und großmaßstäblich aus dem städtischen Raum aufs Land transferiert wird, steht oft im Widerspruch zu den bestehenden kleinmaßstäblichen Dorfstrukturen und verfremdet die Ortsbilder stark.
Historisch war das Wohnen am Land immer prekär und Wohnformen waren traditionell immer an eine Gemeinschaft gebunden: Landwirtschaften wurden von mehreren Generationen gemeinsam betrieben und am Hof wohnten und arbeiteten mehrere Parteien zusammen. Die Gehöfte standen in engem Austausch mit der Dorfgemeinschaft und waren integraler Bestandteil der Dorfstrukturen.
Genossenschaften wurden gegründet um gemeinsam Häuser zu errichten, sich zu unterstützen und die Aufgaben des Bauens gemeinsam zu bewältigen. Sie sind bis heute ein wichtiger Bestandteil, wenn es um leistbaren Wohnbau geht. Die Gemeinschaft im Wohnalltag ist somit auch zutiefst ländlich.
Den Herausforderungen, die sich aus diesen Wohnfragen ergeben, ist mit Sorgfalt zu begegnen, da jede Reaktion darauf die Lebensqualität im Dorf beeinflusst, den Wohnalltag bestimmt und das Orts- und Landschaftsbild mitgestaltet.
Zwischen all diesen Notwendigkeiten gibt es gewichtige Gründe, warum wir das Wohnen am Land so schätzen. Es sind bestimmte Qualitäten des Dorflebens, der Freiräume und Freiheiten, die den Wohnalltag bestimmen. Gründe, die Zuzügler:innen dazu verleiten sich am Land niederzulassen, die Besucher:innen eine Landlust empfinden lassen und die lokale Bewohner:innen dazu bringt die umliegende Landschaft zu pflegen.
Der Jahresschwerpunkt „Wohnen am Land“ macht sich nicht nur auf die Suche nach Lösungen für die aktuellen Herausforderungen, sondern richtet den Fokus auf jene Qualitäten und Potentiale, die das Wohnen am Land beschreiben und wie diese fortzuführen sind. Gegenwärtige Entwicklungen des Wohnens werden gezeigt, beispielhafte Wohnbauten analysiert und neue rurale Wohnformen erforscht. Der Wohnbau am Land soll zur Diskussion gestellt werden.
(Text: Nikolaus Gartner)
Rahmenprogramm März / April:
„Genossenschaftlich Wohnen morgen?“
AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG
08.03. – 17:00 Uhr
"Genossenschaftlich Wohnen morgen?"
AUSSTELLUNG
09.03. – 05.05.2024
Do 9:00 – 13:00 Uhr / Fr – So 13:00 – 17:00 Uhr
„Gemeinschaftliches Wohnen“
VORTRAG & DISKUSSION
22.03. – 17:00 Uhr
„Häuser für Menschen – Humaner Wohnbau in Österreich"
FILMABEND
04.04. – 20:00 Uhr
„Wohnen in Eisenstadt“
EXKURSION
13.04. – 13:00 - 17:00 Uhr
„How to Baugruppe“
VORTRAG & SEMINAR
20.04. – 13:00 Uhr